Chronik

Entstehungsgeschichte des Vereins

Ihre Nase im Gesicht hatten nun die Sieben Berge. Und das mit der Errichtung des 16 Meter hohen Aussichtsturmes auf der “Hohe Tafel” im Jahre 1926. Mitte der 70er Jahre, dem Beginn meiner Abhandlung, seit rund 50 Jahren.
Das Anliegen des gebürtigen Brüggeners und angesehenen Alfelder Bürgers Ernst Binnewies, dessen Initiative wir den Bau des Turmes verdanken, war damit realisiert worden. Leider war es ihm nicht vergönnt, die Inbetriebnahme noch zu erleben. Er starb kurz vor der Vollendung des Bauwerkes, das wohlverdienter Maßen seinen Namen trägt. Der Verkehrsverein Alfeld honorierte mit der Namensgebung im Jahre 1932 den unermüdlichen Einsatz seines langjährigen Vorsitzenden, der es einerseits durch handwerkliche Geschicklichkeit und seine tiefe Verbundenheit zur Natur in seinem Beruf als Gärtner auf dem Gebiet der planmäßigen Alpenveilchenzucht zumindest in Fachkreisen zu Weltgeltung gebracht hatte, andererseits aber zeitlebens von einer tiefen Heimatverbundenheit setzte ihn letztlich in die Lage, sich manchen Kindheitstraum zu erfüllen. Hierzu gehört auch der Aussichtsturm oberhalb seines Heimatortes Brüggen.
Wie stand es aber nun 1974, dem Gründungsjahr der Samtgemeinde Gronau (Leine), um dieses mittlerweile als Baudenkmal eingestuftes Bauwerk mit dem früher sicherlich unvergleichbaren Rundblick von seiner Plattform auf das Leinetal, den Beginn der norddeutschen Tiefebene und über die Vorberge hinweg nach Osten? Wenig war von der damaligen Zielsetzung übrig geblieben. Am Turm selbst waren die natürlichen Witterungseinflüsse wie auch die willkürlichen zerstörerischen Eingriffe deutlich sichtbar.
Der den Turm umgebende Wald hatte inzwischen annähernd die Höhe der Plattform erreicht, in Richtung Osten ragte der Wald weit über sie hinaus. Der Ausblick war auf nur wenige spärliche Lücken reduziert. Während der Belaubung konnte man gerade noch Brüggen unmittelbar unterhalb des Turmes im Tal ausmachen.
Das Umfeld des Bauwerkes war verwahrlost. In und um den Turm machte sich der von den Wanderern hinterlassene Wohlstandsmüll breit. Verstärkt wurde dieser Trend noch durch zahlreiche Manövertruppen, die den Bergrücken als ideale Position für ihre Funkübungen entdeckt hatten und – bis auf wenige positive Ausnahmen – zur Verwahrlosung des Turmumfeldes beitrugen.
Nachdem noch zu Zeiten der Samtgemeinde Brüggen im Jahre 1972 in den Räten der damaligen Gemeinden Brüggen, Rheden, Wallenstedt und Heinum erste Überlegungen im Hinblick auf eine gründliche Renovierung des Turmes angestellt wurden, griffen diese aber erst konkret nach der Gründung der Samtgemeinde Gronau (Leine) im Jahre 1974. Dieses neue kommunale Gebilde hatte sich in seiner Hauptsatzung auch die Förderung des Fremdenverkehrs, vorrangig jedoch der Naherholung, zur Aufgabe gestellt.
Die finanzielle Unterstützung durch den Verkehrsverein Leinebergland, die Gemeinden Brüggen und Rheden und letztlich den Verkehrs- und Verschönerungsverein Alfeld (Leine), den Bauherrn aus dem Jahre 1926, war bald erreicht. Den verbleibenden Restbetrag für die ermittelten Kosten von rund 10.000 DM steuerte die Samtgemeinde Gronau (Leine) bei, unter deren Federführung eine erste Renovierung dann auch im Jahre 1975 durchgeführt wurde.Trotz verschiedener Anläufe gelang es aber seinerzeit nicht, eine dauerhafte Betreuung des Aussichtssturmes und seiner unmittelbaren Umgebung sicherzustellen.
So war es nur eine Frage der Zeit, bis das Bauwerk wiederum durch fortschreitenden Verfall der Bausubstanz, durch Zerstörung und Verunreinigung in den früheren Zustand verfiel. Die Schwelle der öffentlichen Wahrnehmung dieses Mißstandes wurde dann offensichtlich 1986 überschritten. In einem geharnischten Artikel in der Alfelder Zeitung prangerte der Heimatverein Gerzen im Anschluß an seine Himmelfahrtswanderung den abstoßenden Zustand des Turmes und seines Umfeldes an. Engagierte Bürger der Gemeinden Brüggen und Rheden und nicht zuletzt Mitarbeiter der Samtgemeindeverwaltung Gronau (Leine) fühlten sich aufgerufen, nun die Initiative zu ergreifen. Eine Bestandsaufnahme drängte sich auf:
Der Verkehrs- und Verschönerungsverein Alfeld (Leine) ließ auf eine entsprechende Anfrage durch seinen Vorsitzenden, den Alfelder Stadtdirektor, wissen, dass man sich in keiner rechtlichen Verpflichtung mehr für den Turm sehe. Man wolle angesichts der Verpflichtungen mit dem neuen Himmelbergsturm oberhalb Alfelds nun nichts mehr mit diesem, außerhalb des Alfelder Stadtgebietes stehenden Turm, zu tun haben.
Das war einerseits befremdend, andererseits aber auch hilfreich. Galt es doch nun neue und entgültige Wege einzuschlagen, die dem Bauwerke eine Zukunft versprachen.
Die Forstgenossenschaft Rhedener Niederwald, in deren Eigentum das Turmgrundstück steht, war bereit, mit der Gemeinde Rheden, in deren Gemarkung das Grundstück wiederum liegt, einen langjährigen Vertrag abzuschließen, in dem die Gemeinde alle im Zusammenhang mit dem Turm stehenden Verpflichtungen im Hinblick auf dessen Erhaltung, Verkehrssicherungspflicht usw. übernimmt und die Forstgenossenschaft insofern von den ansonsten dem Eigentümer obliegenden Pflichten freistellt.
Die Forstgenossenschaft verpflichtete sich ihrerseits, den Baumbewuchs am Turm in Blickrichtung auf das Leinetal für einen ungehinderten Blick vom Turm kurzzuhalten.
Gleichzeitig wurde der Gemeinde Rheden das Recht eingeräumt, die von ihr übernommenen Verpflichtungen (mit Ausnahme der Haftung) einer örtlichen Vereinigung zu übertragen. Nicht ungewollt waren mit dieser Regelung die Weichen für die die Gründung des heutigen Vereins “”Hohe Tafel” gestellt, der nach seiner Gründung im Jahre 1991 in diese Aufgabe eintrat.
Der Landkreis Hildesheim, die Gemeinden Brüggen und Rheden und die Samtgemeinde Gronau (Leine) brachten sodann die erneuten Renovierungskosten von rund 28.000 DM auf, die im Jahre 1992 erforderlich waren, um die Substanz des Turmes zu sichern und die erforderlichen Verschönerungsarbeiten durchführen zu können.
Nicht unerwähnt bleiben darf in diesem Zusammenhang die großherzige Spende von Frau Anneliese Peck in Alfeld (Leine), die diese dem Verein ” “”Hohe Tafel” für seine zukünftige Arbeit zur Verfügung stellte.
Bei der Bezirksregierung Hannover als Obere Naturschutzbehörde konnte erreicht werden, dass die Zuwegung zum Turm auf den gekennzeichneten Wegen auch für den Fall sichergestellt bleibt, dass das Naturschutzgebiet ” “”Hohe Tafel/ Nesselberg” zu weiteren Einschränkungen in diesem Bereich der Sieben Berge führt.
Mit der nun abgeschlossenen Renovierung des Tafelturmes und seiner Übergabe in die Obhut des Vereins “”Hohe Tafel” ist die Gewähr dafür gegeben, dass dieser Aussichtspunkt auch für die Zukunft zu den bevorzugten Wanderzielen im Leinebergland gehört.
Das Vermächtnis von Ernst Binnewies ist in guten Händen.
Dieter Helwes (1993)